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[APD] Anglikanische Kirchengemeinschaft ruft Krisengipfel ein


From Christian B. Schäffler <APD@stanet.ch>
Date Thu, 15 Jan 2009 23:49:23 +0100

[APD] Anglikanische

<http://www.apd.info/2009/01/15/anglikanische-kirchengemeinschaft-ruft-kr ise
ngipfel-ein/>  Kirchengemeinschaft ruft Krisengipfel ein

Canterbury/Grossbritannien, 14.01.2009/APD   Vom 1. bis 5. Februar  findet in
der aegyptischen Hafenstadt Alexandria ein Gipfeltreffen der  Anglikanischen
Kirchengemeinschaft (Anglican Communion) statt, an dem die Oberhaeupter  der
38 anglikanischen Kirchenprovinzen teilnehmen.

Geleitet wird das Krisentreffen von Alexandria vom Erzbischof von
Canterbury, Rowan Douglas Williams. Der walisische Theologe und  Erzbischof
von Canterbury ist von Amts wegen Ehrenprimas der anglikanischen
Weltgemeinschaft, er hat aber keine rechtlichen Befugnisse, in die
kirchenpolitischen Entscheidungen der Einzelkirchen einzugreifen.

Verschiedene innerkirchliche Entwicklungen fuehrten seit dem spaeten 20.
Jahrhundert innerhalb der Anglikanischen Gemeinschaft zu starken inneren
Spannungen und Kontroversen. Zentraler Streitpunkt ist heute der Kurs  der
anglikanischen Kirche in den USA (Episcopal Church in the United States  of
America), die durch die Bischofsweihe des bekennenden Homosexuellen Gene
Robinson 2003 weltweit innerkirchliche Proteste und eine anhaltende  Krise in
der "Anglican Communion" ausgeloest hat. Scharfe Kritik gab es auch an  der
Einfuehrung von Segnungsriten fuer gleichgeschlechtliche Paare in den  USA
und Kanada sowie an der Wahl einer Bischoefin zum "Presiding Bishop" der
US-Episkopalkirche.

Nach Angaben von Kathpress wird dem Spitzentreffen der 38 Erzbischoefe  der
anglikanischen Kirchenprovinzen von Anfang Februar in Alexandria ein  Treffen
der Kirchenfuehrer aus Asien und Afrika ("Global South") vorausgehen, an  dem
auch Primas Williams auch teilnimmt.

Das im Zwei-Jahres-Rhythmus abgehaltene Treffen der Oberhaeupter der
Kirchenprovinzen ist eines der drei Schluessel-Gremien der  anglikanischen
Kirchengemeinschaft. Die weiteren beiden wesentlichen Gremien sind die
Lambeth-Konferenz (alle 10 Jahre; zuletzt 2008) sowie die Anglikanische
Beratende Versammlung (ACC). Die Beratende Versammlung ist jene  Einrichtung,
in der verbindliche kirchenpolitische Entscheidungen getroffen werden.  Die
innere Krise der anglikanischen Gemeinschaft stand im Zentrum aller
wesentlichen Treffen in den vergangenen sechs Jahren. Eine  Kirchenspaltung
konnte zwar verhindert, ein tatsaechlicher Ausweg aus der Kirchenkrise
konnte jedoch bisher nicht gefunden werden.

Zuletzt kuendigten traditionstreue Gemeinden in den USA und Kanada an,  sich
zu einer nordamerikanischen Provinz zusammenschliessen zu wollen. Sie
verabschiedeten dazu eine vorlaeufige Verfassung. Bei einer Versammlung  im
Sommer 2009 in Bedford (Texas) wollen sie die Verfassung endgueltig
absegnen. Dies neue "Anglikanische Kirche in Nordamerika" wuerde nach
eigenen Angaben 100.000 Mitglieder umfassen.

Inwieweit die Bildung einer eigenen Provinz innerhalb der anglikanischen
Weltgemeinschaft Zustimmung findet, ist allerdings unklar. Um als
Kirchenprovinz anerkannt zu werden, braucht sie die Zustimmung von zwei
Dritteln der Oberhaeupter der 38 Kirchenprovinzen.

Laut dem Lambeth Palace wuerde ein solches Verfahren, wenn es  eingeleitet
wird, mehrere Jahre dauern. In den vergangenen Jahren hatten sich  bereits
Gemeinden in den USA von der Episkopalkirche entfernt und sich
traditionstreuen Bischoefen im Ausland unterstellt.

Die Vorsitzende Bischoefin der US-Episkopalkirche, Katharine Jefferts
Schori, erklaerte, jene Gemeinden, die sich zu der neuen Provinz
zusammengeschlossen haben, seien nicht laenger "Episkopale".  Repraesentanten
der abtruennigen Gemeinden meinten dazu, sie seien nicht mehr
"Episkopalianer", aber weiterhin "Anglikaner".

Der juengste Versuch einer Loesung der inneranglikanischen Krise war im  Juni
2008 in Jerusalem mit der anglikanischen Zukunftskonferenz (GAFCON)
unternommen worden, zu der traditionstreue anglikanische Bischoefe  geladen
hatten. Sie erteilten jedoch dem von Primas Williams beim Gipfeltreffen  im
tanzanischen Dar-es-Salam im Februar 2007 vorgelegten Projekt eines
innerkirchlichen Grundlagenvertrages ("Anglican Covenant") auf dem  kleinsten
Nenner eine Absage. Ein solcher Grundkonsens sollte die  unverbruechlichen
Bestandteile der anglikanischen Lehre in einem verbindlichen  theologischen
und rechtlichen Rahmen festschreiben, um kuenftig "schismatische  Handlungen"
zu verhindern, hiess es damals.

Dieser Versuch zur Versoehnung der "Anglican Communion" weise  schwerwiegende
Maengel auf, hatten die Erzbischoefe wichtiger Kirchenprovinzen betont.  Der
von Williams vorgelegte Entwurf eines "Anglican Covenant" konzentriere  sich
zu sehr auf die Kirche als Institution und vernachlaessige die Lehren  der
Heiligen Schrift.

Die traditionstreuen Bischoefe kritisierten vor allem die "Autonomie",  die
Williams einzelnen Kirchenprovinzen wie der US-amerikanischen
Episkopalkirche oder der anglikanischen Kirche von Kanada zugestehe.  Diese
Kirchen stuenden im Bereich der Sexualmoral im Widerspruch zur Heiligen
Schrift.

Die Anglikanische Kirche ist, nach der roemisch-katholischen und den
orthodoxen Kirchen, die drittgroesste christliche Kirche. Weltweit  zaehlt
die Anglikanische Kirchengemeinschaft etwa 80 Millionen Christen, davon  etwa
42 Millionen im Vereinigten Koenigreich (groesstenteils in England  (Church
of England), da die selbstaendigen anglikanischen Landeskirchen in
Schottland und Wales weder Staatskirchen sind, noch die Mehrheit der
Bevoelkerung zu ihren Mitgliedern zaehlt). Die Church of England ist
besonders in englischsprachigen Gebieten und in Gebieten des  Commonwealth of
Nations vertreten.

Die Anglikanische Kirchengemeinschaft ist Mitglied im Oekumenischen Rat  der
Kirchen (OeRK) und steht darueber hinaus durch gegenseitige Anerkennung  in
Kirchengemeinschaft mit den Altkatholischen Kirchen der Utrechter Union  und
der indischen Mar-Thoma-Kirche.

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