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(LWI 04-04-2009) ChristInnen weltweit zu Solidaritaet aufgerufen, um Diskriminierung aufgrund von Ka


From "Dirk-Michael Grötzsch" <dmg@lutheranworld.org>
Date Thu, 09 Apr 2009 19:37:17 +0200

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ChristInnen weltweit zu Solidaritaet aufgerufen, um
Diskriminierung aufgrund von Kastenzugehoerigkeit zu ueberwinden

Nachfolgekonferenz zur UN-Konferenz gegen Rassismus Ende April
in Genf bietet Moeglichkeit fuer mehr Anwaltschaftsarbeit

Bangkok (Thailand)/Genf, 9. April 2009 (LWI) - Kirchliche
Fuehrungspersoenlichkeiten und MenschenrechtsaktivistInnen wollen
den Kampf zur Ueberwindung von Diskriminierung aufgrund von
Kastenzugehoerigkeit auf internationaler Ebene thematisieren. Die
seit 3.500 Jahren praktizierte Diskriminierung aufgrund von
Kastenzugehoerigkeit ist eine Geissel, unter der auch heute noch
hunderte Millionen Menschen weltweit leiden. Die
Nachfolgekonferenz zur UN-Konferenz gegen Rassismus Ende April in
Genf soll als erste Moeglichkeit dienen, diese Strategie zu
ueberpruefen. 

Weltweit leiden etwa 260 Millionen Menschen unter der
Diskriminierung aufgrund von Kastenzugehoerigkeit, geschaetzte
200 Millionen davon leben allein in Indien, das als groesste
Demokratie der Welt gilt. Waehrend diese benachteiligten Menschen
auf Grund einer brahmanischen rituellen Tradition, nach der sie
als “schmutzig” oder “verschmutzend” galten, einst als
“unberuehrbar” bezeichnet und behandelt wurden, nennen sie
sich heute selbst Dalits (“unterdrueckt”, “zerbrochen”).

Die Diskriminierung aufgrund von Kastenzugehoerigkeit ist so
tief verwurzelt, dass Kirchen und Menschenrechtsgruppen in Indien
und anderen Laendern, in denen diese Form der Diskriminierung
praktiziert wird, zu der Einsicht gelangt sind, dass sie das
Problem allein schwer werden loesen koennen. “Wir brauchen Ihre
Solidaritaet!”, appellierten sie an die Teilnehmenden der
“Globalen oekumenischen Konferenz zur Gerechtigkeit fuer
Dalits”, die vom 21. bis 24. Maerz in Bangkok (Thailand)
stattfand.

An der Konferenz, die vom Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und dem Lutherischen Weltbund (LWB) organisiert und von der
Asiatischen Christlichen Konferenz ausgerichtet wurde, nahmen 95
LeiterInnen und VertreterInnen von Kirchen und Menschenrechts-
und Entwicklungshilfeorganisationen aus der ganzen Welt teil. Die
Teilnehmenden beschaeftigten sich mit der Geschichte und der
Kultur der Dalits und erfuhren ueber Vergewaltigungen und
Missbrauch von Dalit-Frauen, von unfreier Arbeit, Verbrechen an
Dalits und der Ermordung von christlichen Dalits durch
hinduistische FundamentalistInnen.

Die Teilnehmenden der Konferenz in Bangkok begruessten, dass
verschiedene UN-Organisationen, wie zum Beispiel der Ausschuss
fuer die Beseitigung der Rassendiskriminierung (Committee on the
Elimination of Racial Discrimination, CERD), der Ausschuss fuer
die Beseitigung der Diskriminierung der Frau (Committee on the
Elimination of Discrimination aginst Women, CEDAW) und die
Internationale Arbeitsorganisation (International Labor
Organization, ILO) Fortschritte bei der Bekaempfung von
Diskriminierung aufgrund von Kastenzugehoerigkeit gemacht
haetten.

Die Teilnehmenden riefen in Erinnerung, dass das Problem der
Diskriminierung aufgrund von Kastenzugehoerigkeit im Jahr 2001
auf der UN-Konferenz gegen Rassismus in Durban (Suedafrika) nicht
behandelt worden sei. Gleichzeitig brachten sie aber auch ihre
Hoffnung zum Ausdruck, dass das Problem auf der anstehenden
Nachfolgekonferenz zur Tagung in Durban internationale
Aufmerksamkeit erfahren werde. 

In einer Erklaerung mit dem Titel “Bangkok Declaration and
Call” (Erklaerung und Aufruf von Bangkok) riefen die
Teilnehmenden die internationale Gemeinschaft auf, den
VertreterInnen der Dalits waehrend der Nachfolgekonferenz zur
UN-Konferenz gegen Rassismus “ein Forum fuer ihre Anliegen zu
bieten” und mahnten “alle teilnehmenden Regierungen, die
Thematik der Diskriminierung aufgrund von Kastenzugehoerigkeit in
den Diskussionen zu beruecksichtigen.”

>Moralische Erklaerung und Solidaritaet

Einige indische AktivistInnen versprechen sich von der
Nachfolgekonferenz im April jedoch nicht all zu viel. “Die
indische Regierung hat dafuer gesorgt, dass das Thema der
Diskriminierung aufgrund von Kastenzugehoerigkeit in Genf nicht
angesprochen wird”, so Vijaykumar Parmar, der fuer die
“National Campaign for Dalit Human Rights” (Nationale
Kampagne fuer die Menschrechte der Dalits) in Indien arbeitet. 

Parmar appellierte an die oekumenische Gemeinschaft, eine
“moralische Erklaerung” zu formulieren und so die Kirchen
in der ganzen Welt auf das Problem der Diskriminierung aufgrund
von Kastenzugehoerigkeit aufmerksam zu machen. Zu den
Teilnehmenden, die sich verpflichteten, die Kirchen weltweit
ueber das Problem zu informieren, gehoerte auch Pfr. Dr. Lesley
Anderson, Vorsitzender der Karibischen Konferenz der Kirchen
(Caribbean Conference of Churches, CCC). Er versprach, das
Problem gemeinsam mit seinen katholischen Kollegen in der CCC
aufzugreifen.

Parmar merkte an, dass Guatemala auf der UN-Konferenz 2001 in
Durban fuer die Interessen der Dalits eingetreten sei und wies
darauf hin, dass auch die Hilfe kleiner Laender den
Freiheitskampf der Dalits vorantreiben koenne.

Mit der Erklaerung von Bangkok verpflichteten sich die
Teilnehmenden dazu, die Befreiung der Dalits zu einem zentralen
Missionsthema zu machen. Die Erklaerung ruft die Kirchen in
Laendern, in denen es eine Kastenordnung gibt, auf, “sich
solidarisch mit der Dalit-Bewegung zu zeigen und mit einer Stimme
zu sprechen, um die Befreiung der Dalits zu erreichen.”

Laut der Erklaerung wird von den Kirchen erwartet, dass sie
Programme zur Bewusstseinsbildung einrichten, die Dalits in ihrem
Kampf unterstuetzen, die Verbrechen, die auf dem Kastensystem
basieren, beobachten und darauf reagieren, die Dalits ermutigen,
ihre Kultur im Gottesdienst, in der Liturgie und in der Theologie
zu leben, und Initiativen zugunsten von Dalit-Frauen zu
unterstuetzen. 

Ausserdem wird die internationale Gemeinschaft aufgerufen, sich
dafuer einzusetzen, dass die manuelle Reinigung von Latrinen bis
Ende 2010 endgueltig abgeschafft wird. Diese entwuerdigende
Aufgabe, die die Kastenordnung den Dalits aufzwingt, bedeutet,
dass sie menschliche Exkremente mit blossen Hand aus Latrinen
entfernen und in Koerben zu Abladeplaetzen tragen muessen.

Auch fordert die Erklaerung die Kirchen in Laendern, die weniger
oder von anderen Problemen betroffen sind, auf, Mittel fuer
Solidaritaetsarbeit im eigenen Land und in Laendern, in denen es
eine Kastenordnung gibt, bereitzustellen und den Austausch
untereinander und Besuche vor Ort zu ermoeglichen.

Von Kirchen in Laendern, die das Problem der Diskriminierung
aufgrund von Kastenzugehoerigkeit selbst nicht kennen, wird
erwartet, dass sie sich bei ihren Regierungen und bei privaten
Firmen und Banken in ihrem Land, die in die indische Wirtschaft
investieren, dafuer einsetzen, dass Dalits durch die
Investitionen die gleichen Chancen auf einen Job haben, wie alle
anderen. 

>Augenmerk auf Gewalt gegen Dalits

Um eine internationale Kampagne gegen Diskriminierung aufgrund
von Kastenzugehoerigkeit zu unterstuetzen, ruft die Erklaerung
von Bangkok die weltweiten oekumenischen Organisationen auf, ihre
Arbeit zur Foerderung von Gerechtigkeit fuer Dalits weiter
auszubauen. Insbesondere sollen sie ihr Augenmerk auf die Gewalt
gegen die Dalits richten und ihre Mitgliedskirchen und die
Allgemeinheit darueber informieren. 

Die Erklaerung beinhaltet auch die Forderung nach der
Einrichtung einer Arbeitsgruppe fuer die Nachbereitung der
Konferenz in Bangkok. 

Gleichzeitig verpflichteten sich die Teilnehmenden der
Konferenz, in ihren Laendern ueber die Solidaritaetskampagne fuer
die Dalits zu informieren und sie somit zu internationalisieren.

“Mit Jesu Liebe in meinem Herzen werde ich mich weiterhin
einsetzen fuer Gerechtigkeit und die Freiheit der Dalits, der
Afrikaner und Afrikanerinnen und anderer unterdrueckter Voelker,
einschliesslich meines eigenen. Denn als Christen und Christinnen
muessen wir die Last der anderen mutig und ohne Angst mit
tragen”, betonte Ashraf Tannous von der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen
Land. (1.045 Woerter)

Auf der LWB-Webseite finden Sie die Erklaerung von Bangkok (in
englischer Sprache) sowie weitere Informationen zur Konferenz in
Bangkok:
www.lutheranworld.org/Arbeitsfelder/Biamr/BIAMR-Dalits_Gerechtigkeit.html

Hier erfahren Sie mehr ueber die Arbeit des OeRK zum Thema
Solidaritaet mit den Dalits: http://www.oikoumene.org/?id=3249 

*Dies ist eine gemeinsame Pressemitteilung des LWB und des
OeRK.

>*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund
68,5 Millionen ChristInnen in 79 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB)
herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht
besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB
oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit “LWI”
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abgedruckt werden. 


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