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(LWI 04-06-2009) FEATURE: Sie durfte nicht im gleichen Wasser wie die Hunde baden


From "Dirk-Michael Grötzsch" <dmg@lutheranworld.org>
Date Fri, 24 Apr 2009 20:47:51 +0200

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FEATURE: Sie durfte nicht im gleichen Wasser wie die Hunde
baden

Dalit-Frau erkennt durch Bildung ihre Staerken

Bangkok (Thailand)/Genf, 24. April 2009 (LWI) - Rama Devi
Hansraj kommt aus Bhubaneshwar, der Hauptstadt des Bundesstaates
Orissa im Nordosten Indiens. Sie musste zwar nicht, wie andere
Dalits, die einst als “unberuehrbar” bezeichnet wurden,
menschliche Exkremente mit blossen Haenden aus Latrinen
entfernen. Dennoch, so die 28-Jaehrige, wisse sie, was es heisst,
nicht einmal der untersten Kaste der indischen Kastenordnung
anzugehoeren. Als Kind hinduistischer Eltern durfte sie zum
Beispiel nicht aus einem Glas trinken, dass fuer die Kinder
hoeherer Kasten reserviert war. Tat sie es doch, wurde sie mit
Schlaege von LehrerInnen hoeherer Kasten bestraft.

Hansraj lernte frueh, dass zwar Rinder, Hunde und Schweine in
einem Teich baden durften, der ansonsten nur fuer Angehoerige der
Kaste der Kallar (nicht-Dalits) vorgesehen war, dass Dalits wie
sie darin aber nicht baden duerfen. 

Hansraj gehoerte zu den 95 VertreterInnen von Kirchen und
anderen Organisationen aus aller Welt, die vom 21. bis 24. Maerz
an einer vom Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und dem
Lutherischen Weltbund (LWB) organisierten und von der Asiatischen
Christlichen Konferenz ausgerichteten Konferenz in Bangkok
(Thailand) teilnahmen. 

Ziel der Konferenz war es, das Bewusstsein fuer die
Diskriminierung aufgrund von Kastenzugehoerigkeit im Vorfeld der
Ueberpruefungskonferenz zur Durban-Konferenz, die vom 20. bis 24.
April in Genf (Schweiz) stattfindet, zu staerken. Die
Ueberpruefungskonferenz soll die Umsetzung des Aktionsplans
ueberpruefen, der auf der UN-Weltkonferenz gegen Rassismus,
Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit
zusammenhaengende Intoleranz 2001 in Durban (Suedafrika)
verabschiedet wurde. Die Teilnehmenden in Bangkok riefen die an
dieser Nachfolgekonferenz teilnehmenden Regierungen eindringlich
dazu auf, “die Thematik der Diskriminierung aufgrund von
Kastenzugehoerigkeit in den Diskussionen zu beruecksichtigen.”

>Praktische Gruende

Obwohl sie in ihrer Heimat derartiger Diskriminierung ausgesetzt
war, blieb Hansraj aus praktischen Gruenden lange hinduistisch.
“Als Angehoerige des Hinduismus konnte ich von den
Foerderungsmassnahmen der Regierung profitieren”, sagte sie
waehrend der Konferenz in einem Gespraech mit der oekumenischen
Nachrichtenagentur Ecumenical News International (ENI). 

Im Jahr 1950 erhielten hinduistische Dalits das Recht auf
kostenlose Bildung und es wurden Arbeitsplaetze bei der Regierung
fuer sie reserviert, um so deren sozialen Status zu verbessern.
Ab 1956 galten diese Rechte auch fuer Dalits, die AnhaengerInnen
der Sikhreligion waren, und ab 1990 auch fuer buddhistische
Dalits. Christlichen Dalits, die etwa zwei Drittel der 27
Millionen ChristInnen in Indien ausmachen, und muslimischen
Dalits hingegen werden diese Rechte weiterhin verwehrt. 

Durch die Foerderungsmassnahmen konnte Hansraj eine Schule
besuchen, ihr Studium beginnen und erhielt spaeter sogar ein
Auslandsstipendium fuer ein Studium an der Universitaet von
London (Vereinigtes Koenigreich), das sie mit einem Master im
Bereich Menschenrechte abschloss. 

>Globalisierte Chancen

Spaeter trat Hansraj zum Buddhismus ueber. Seit 2006 arbeitet
sie in Indien fuer die Hilfsorganisation “Catholic Relief
Services” und hat in Zusammenarbeit mit vielen christlichen
Kirchen Anwaltschaftsarbeit fuer die Rechte der Dalits geleistet.

Sie half dabei, neue Lebensgrundlagen fuer christliche Dalits in
dem von Unruhen geplagten indischen Bundesstaat Orissa zu
schaffen, in dem im Jahr 2008 Tausende ChristInnen von
hinduistischen ExtremistInnen angegriffen wurden. 

“Ich half nicht nur, Haeuser zu bauen, wir unterstuetzten die
Menschen auch psychologisch und spirituell. Vor allem die Kinder
waren durch die Gewalt in Orissa traumatisiert”, erzaehlte
sie.

Fuer Hansraj, Mutter von zwei Kindern und verheiratet mit einem
Baptistenpfarrer, ebenfalls ein Dalit, ist Bildung ein wichtiger
Schritt auf dem Weg zur Befreiung der Dalits. Sie betonte, dass
Bildung die Dalits bei all den Schwierigkeiten und dem Leiden
staerken koenne und so das “Opfersein” in Staerke verwandeln
koenne.

Derzeit besucht Hansraj Abendkurse einer juristischen Fakultaet
in Chennai im Suedosten Indiens und ist dort im ersten
Studienjahr eingeschrieben. “Mein Menschenrechts- und
Jurastudium hilft mir bei der Anwaltschaftsarbeit fuer die Rechte
der Dalits”, sagte sie. “Ausser Bildung kann auch die
Globalisierung - nicht im Sinne von globalisierten Maerkten,
sondern im Sinne von globalisierten Chancen - eines Tages dabei
helfen, dass die Diskriminierung aufgrund von
Kastenzugehoerigkeit der Vergangenheit angehoert”, fuegte sie
hinzu. (637 Woerter)

(Nach einem Feature von Maurice Malanes fuer die oekumenische
Nachrichtenagentur Ecumenical News International mit Sitz in
Genf.)

Mehr Informationen zur Dalit-Konferenz in Bangkok finden Sie auf
der LWB-Webseite unter:
http://www.lutheranworld.org/What_We_Do/OIahr/OIAHR-Dalit_Justice.html

Dieser Artikel gehoert zu einer Feature-Serie, die sich mit dem
Thema der Elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes -
“Unser taegliches Brot gib uns heute” - beschaeftigt. Die
Vollversammlung findet vom 20. bis 27. Juli 2010 in Stuttgart
(Deutschland) statt.

>*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund
68,5 Millionen ChristInnen in 79 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
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in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
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