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(LWI 04-07-2009) FEATURE: Solidaritaet der weltweiten Oekumene auf dem Weg in die Freiheit


From "Dirk-Michael Grötzsch" <dmg@lutheranworld.org>
Date Fri, 24 Apr 2009 22:02:57 +0200

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

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FEATURE: Solidaritaet der weltweiten Oekumene auf dem Weg in die
Freiheit

Delegierte der Dalit-Konferenz bestaetigen Verpflichtung zu
weltweiter Anwaltschaftsarbeit

Bangkok (Thailand)/Genf, 24. April 2009 (LWI) - Als die
Niederlaenderin Elske van Gorkum vor einigen Jahren begann, in
einer Dalit-Gemeinde in Indien zu arbeiten, konnten die Menschen
dort kaum glauben, dass es in van Gorkums Heimat keine
Kastenordnung gibt. “Fuer die Menschen war eine Gesellschaft
ohne Kastenordnung nicht vorstellbar”, berichtet van Gorkum.
“Aber auch fuer mich, die ich in einer Gesellschaft
aufgewachsen bin, in der alle die gleichen Rechte haben, war es
anfangs schwierig, das Prinzip der ‘Unberuehrbarkeit’ zu
verstehen.”

Van Gorkum ist Entwicklungshelferin und arbeitet fuer die
niederlaendische Entwicklungshilfeorganisation Interchurch
Organization for Development Cooperation. Auf der internationalen
oekumenischen Konferenz zum Thema Gerechtigkeit fuer Dalits, die
Ende Maerz in Bangkok (Thailand) stattfand, erzaehlte sie von
ihren Erfahrungen. 

Die Konferenz wurde vom Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und
dem Lutherischen Weltbund (LWB) organisiert und von der
Asiatischen Christlichen Konferenz ausgerichtet. Sie brachte 95
leitende VertreterInnen von Kirchen und kirchlichen
Organisationen aus der ganzen Welt zusammen.

Ziel der Konferenz war es, innerhalb der Kirchen und weltweiten
oekumenischen Organisationen zu Solidaritaet mit und
Unterstuetzung fuer die Anliegen der Dalits aufzurufen. Im
Mittelpunkt stand das Elend der Dalits, die seit 3.500 Jahren
unter der Diskriminierung aufgrund von Kastenzugehoerigkeit
leiden. Weltweit gibt es etwa 260 Millionen Dalits, 200 Millionen
davon leben in Indien. 

Van Gorkum gehoert zum Internationalen

Dalit-Solidaritaetsnetzwerk und setzt sich bei ihrer Regierung
und der Europaeischen Union dafuer ein, dass die Diskriminierung
aufgrund von Kastenzugehoerigkeit im Rahmen von politischen,
wirtschaftlichen und entwicklungspolitischen Beziehungen zu
Laendern, in denen diese Form der Diskriminierung existiert, mehr
Beachtung findet. 

“Ich habe etwas ueber das Leiden und die Grausamkeiten, die
die Dalits ertragen mussten, gelernt und kann mich deshalb nur zu
Solidaritaet mit den Dalits verpflichten”, so van Gorkum, die
seit 2005 mit Dalits arbeitet. 

>Begleitung

Die Menschen zu ueberzeugen, die Dalits in ihrem Kampf zu
unterstuetzen, ist das zentrale Anliegen der weltweiten
oekumenischen Solidaritaet und gehoerte zu den strategischen
Zielen der Konferenz in Bangkok. 

“Wir sollten uns vor allem auf die Grundsaetze der
Solidaritaet und der Begleitung stuetzen und weniger auf Mitleid
fuer und Naechstenliebe gegenueber den Dalits”, betonte Pfr.
Dr. Deenabandhu Manchala, Programmreferent des OeRK fuer gerechte
und integrative Gemeinschaften und selbst ein Dalit. 

Prof. Maake Masango von der Universitaet in Pretoria
(Suedafrika) stimmt dem zu: “Anwaltschaftsarbeit bedeutet
nicht, dass wir ueber das Leben derer bestimmen koennen, fuer die
wir uns einsetzen. Es geht vielmehr darum, sie zu staerken.
Deshalb muessen wir uns ihnen anschliessen und sie auf dem Weg in
die Freiheit solidarisch begleiten.”

>Erwachen

Viele der Delegierten der Tagung in Bangkok raeumten ein, dass
sie wenig ueber das Schicksal der Dalits wussten. Die Konferenz
habe ihnen die Augen geoeffnet und ihnen bewusst gemacht, dass
sie ihren Teil beitragen koennten, indem sie die Schicksale, von
denen sie gehoert hatten, weitererzaehlen.

“Die Kirchen wissen kaum etwas ueber die Situation der Dalits
und tun die Kastenordnung als Teil der Religionsfreiheit ab”,
erklaerte Dennis Frado, Direktor des Lutherischen Bueros fuer
Weltgemeinschaft, das den LWB gegenueber der Zentrale der
Vereinten Nationen in New York (USA) vertritt. “Nachdem wir auf
der Konferenz diese Geschichten der Dalits gehoert haben, muessen
wir sie einfach weitererzaehlen, vor allem wenn es darin um die
Nichteinhaltung von Menschenrechten geht.”

Die Teilnehmenden erfuhren von der Diskriminierung und dem
Unrecht, das die Dalits erleiden. So wurde im indischen
Bundesstaat Orissa im Jahr 2008 durch hinduistische
Fundamentalisten eine Welle der Gewalt ausgeloest, waehrend der
beispielsweise eine katholische Nonne von einer Gruppe Maenner
mehrfach vergewaltigt wurde, fast 50 Menschen getoetet und
weitere 15.000 vertrieben wurden und das Eigentum von Dalits und
anderen christlichen Stammesangehoerigen zerstoert oder
beschaedigt wurde.

Frado verpflichtete sich, die Unterstuetzung der amerikanischen
BuergerInnen fuer die Anliegen der Dalits durch sein kirchliches
Netzwerk wiederzubeleben und erklaerte, er wuerde sich um Treffen
von Dalit-Gemeinden mit der US-Regierung bemuehen und
Verletzungen der Menschenrechte bei den Vereinten Nationen zur
Sprache bringen. 

>Kinder der weltweiten Solidaritaet

Andere Teilnehmende, die selbst Diskriminierung und
Misshandlungen erfahren haben, konnten sich leicht mit den Dalits
identifizieren.

“Wir verlassen diese Konferenz mit dem Gefuehl, den Dalits
dringend Gehoer verschaffen zu muessen”, sagte Pfarrerin
Roxanne Jordan von der Vereinigten Kongregationalistischen Kirche
des suedlichen Afrikas, die das Leiden der Dalits mit der
Diskriminierung und dem Ausschluss bestimmter Gruppen waehrend
der Apartheidpolitik der weissen Minderheit in ihrem Land
verglich.

Fuer Bischof Dr. Zephania Kameeta von der

Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik Namibia ist die
Begleitung der Dalits und anderer Opfer von Unterdrueckung auf
ihrem Weg in die Freiheit eine Moeglichkeit, den Menschen auf der
ganzen Welt “Danke” zu sagen, die sein Land im Kampf um
Freiheit unterstuetzt haben. 

“Auch wir sind Kinder der weltweiten Solidaritaet. Ohne die
Unterstuetzung der vielen Menschen, die uns auf unserem Weg in
die Freiheit begleitet haben, gaebe es uns heute vielleicht gar
nicht mehr”, so Kameeta, der auch LWB-Vizepraesident fuer die
Region Afrika ist. “Wir begleiten die Dalits also nicht, um
ihnen einen Gefallen zu tun, sondern weil wir als Christen und
Christinnen dazu verpflichtet sind”, fuegte er hinzu. (833
Woerter)

(Ein Feature von Maurice Malanes, Korrespondent der
oekumenischen Nachrichtenagentur Ecumenical News International
mit Sitz in Genf.) 

Mehr Informationen zur Dalit-Konferenz in Bangkok finden Sie auf
der LWB-Webseite unter:
http://www.lutheranworld.org/What_We_Do/OIahr/OIAHR-Dalit_Justice.html

>*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund
68,5 Millionen ChristInnen in 79 Laendern weltweit angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB)
herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht
besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB
oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit “LWI”
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