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(LWI 06-02-2009) FEATURE: Als ich es am notwendigsten brauchte


From "Dirk-Michael Grötzsch" <dmg@lutheranworld.org>
Date Fri, 12 Jun 2009 17:13:36 +0200

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>FEATURE: Als ich es am notwendigsten brauchte

Stipendien der thailaendischen Kirche ermoeglichen beduerftigen
SchuelerInnen und Studierenden die Verwirklichung ihrer Traeume

Bangkok (Thailand), 12. Juni 2009 (LWI) - Mai kann heute
laecheln, auch wenn es in ihrem Leben bisher wenig Grund zum
Laecheln gab.

Sirirat Rueangsri, die von ihren Verwandten und FreundInnen
liebevoll Mai genannt wird, ist 20 Jahre alt. Sie lebt gemeinsam
mit ihrer Mutter in einem kleinen, engen Haus mit zwei Raeumen in
Lad Prao, einem Teil Bangkoks, in dem die wirtschaftliche Kluft,
die die Stadt durchzieht, besonders krass zutage tritt. Ihre
Mutter erwirtschaftet allein den Lebensunterhalt der ganzen
Familie. Mit dem geringen Lohn, den sie als Haushaltshilfe
erhaelt, konnte sie Mais Schulgebuehren kaum finanzieren.
“[Unser Leben] war wirklich schrecklich. Jeder Moment ist
unausloeschlich in meinem Gedaechtnis eingebrannt”, erzaehlt
Mai. Nach dem Unterricht half sie ihrer Mutter bei der Waesche,
die sie zur Aufbesserung des Familieneinkommens wusch. Als Mais
Grossmutter nach laengerer Krankheit verstarb, hatte die Familie
einen Schuldenberg angehaeuft und das Leben der beiden Frauen
wurde noch schwieriger.

Als Alleinerziehende, fuer die es immer schwieriger wurde, den
Lebensunterhalt der Familie zu bestreiten, musste Mais Mutter
drastische Schritte unternehmen. Mai war diejenige, die unter den
zu treffenden Entscheidungen hauptsaechlich zu leiden hatte, da
ihre Mutter die Mittel fuer die Ausbildung ihrer Tochter nicht
laenger aufbringen konnte. “Mein Leben erstarrte, als ich
erfuhr, dass ich meine Schulausbildung nicht [wuerde] fortsetzen
[koennen]”, erinnert sich Mai. Dass sie ihre Begeisterung fuer
das Lernen opfern musste, nahm ihr den Lebensmut: “Das
Kommunikationsstudium ist meine Leidenschaft.” Abgesehen vom
Wissenserwerb erlebte Mai die Schule zudem, im Kontrast zur
Situation zu Hause, als offenes, ihr gemaesses Umfeld, in dem sie
auch Freundschaften schliessen konnte. Hier konnte sie ihren
Traum leben. Nun aber sah es so aus, als wuerde er wie eine
Seifenblase zerplatzen. Aehnlich geht es weltweit unzaehligen
Menschen aus den untersten Bevoelkerungsschichten.

Mai war sich bewusst, wie wichtig Bildung ist und wollte
unbedingt studieren, um einen guten Beruf ergreifen und sich aus
den Fesseln der Armut loesen zu koennen. “Ich wusste nicht, was
ich machen sollte, wohin ich gehen und an wen ich mich wenden
sollte”, um Hilfe zu erhalten, berichtet Mai.

>Hilfe fuer Familien

In diesem kritischen Moment bot ihr die Diakonie-Abteilung der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thailand (ELKT) Hilfe an - im
Rahmen ihres Familienfoerderprogramms, das Haushalte dabei
unterstuetzt, ihren Lebensstandard zu verbessern. Die
Mitarbeitenden der Diakonie waren im Rahmen der Altenarbeit mit
der Familie in Kontakt gekommen, da sie Mais Grossmutter waehrend
ihrer Krankheit betreut hatten. Mai, von Haus aus Buddhistin,
wurde in das Stipendienprogramm der Diakonie-Abteilung
aufgenommen. “Unser Ziel ist es, Menschen in Not Gottes Liebe
weiterzugeben”, so Diakonisse Leena Helle, Leiterin der
Diakonie. Die Abteilung unterstuetzt besonders Beduerftige,
unabhaengig davon, welcher Religion, sozialen Schicht oder
welchem Geschlecht sie angehoeren.

Seit 1987 gibt es die Diakonie-Abteilung der ELKT. Ihre
Aufgabenbereiche umfassen Kinder-, Jugend-, Alten- und
Familienarbeit, die Arbeit mit unverheirateten Schwangeren sowie
mit Menschen, die von HIV betroffen sind.

Mai ist seit der neunten Klasse (Alter 14 Jahre) Stipendiatin.
Inzwischen ist sie im dritten Jahr ihres Bachelor-Studiums im
Bereich Kommunikation an der Suan Sunandha Rajabhat-Universitaet
Bangkok. Auf die Frage nach ihrer gegenwaertigen Situation
antwortet sie freudestrahlend: “Mein Leben hat sich
vollstaendig veraendert.” Das Stipendium war ein Segen, “als
ich es am notwendigsten brauchte”. Trotzdem ist sie weiterhin
auf die Unterstuetzung ihrer Mutter angewiesen, da die
Studiengebuehren hoeher sind als das Stipendium, das sie
erhaelt.

Ueber die Diakonie-Abteilung lernte Mai die lutherische Gemeinde
in Lad Prao kennen, was ihr Leben zutiefst veraendert hat. Heute
ist sie getaufte Christin. Ihr Bekehrungsprozess dauerte fast
drei Jahre. Sie ist aktives Gemeindemitglied und gehoert dem
Jugendausschuss der ELKT an. Auch ihre Mutter hat sich unlaengst
taufen lassen.

>Mit Optimismus in die Zukunft

Mai blickt optimistisch in die Zukunft. “Nach dem Studium
werde ich sicherlich einen guten Arbeitsplatz finden und muss mir
keine Sorgen um mein taegliches Brot machen.” Sie will
Redakteurin bei einer angesehenen Zeitung werden und moechte, was
ihr noch wichtiger ist, dass ihre Mutter nicht mehr arbeiten muss
und zu Hause bleiben kann. “[Meine Mutter] hat sich ihr ganzes
Leben lang mir zuliebe geplagt und es ist meine Pflicht, fuer sie
zu sorgen, wenn ich einmal verdiene. Ich habe das grosse Glueck,
dass ich meine Ausbildung fortsetzen kann”, so Mai weiter.

Helle verweist jedoch darauf, dass sich die ELKT im Klaren ist,
wie vielen anderen jungen Menschen in derselben Region Thailands
eine Ausbildung versagt bleibt. Sie bekraeftigt die Zielsetzung
der Diakonie-Abteilung, weiter nach Unterstuetzung fuer diese
Menschen zu suchen. Die Diakonie orientiert sich dabei an den
Worten Jesu: “Was ihr getan habt einem von diesem meinen
geringsten Bruedern, das habt ihr mir getan.” (Matthaeus 25,40)
(768 Woerter)

(Ein Beitrag von Timothy Melvyn, Kommunikationsreferent der
Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Indien.)

Dieser Artikel gehoert zu einer Feature-Serie, die sich mit dem
Thema der Elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes -
“Unser taegliches Brot gib uns heute” - beschaeftigt. Die
Vollversammlung findet vom 20. bis 27. Juli 2010 in Stuttgart
(Deutschland) statt.

>*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
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