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(LWI 06-01-2010) FEATURE: Jeden Tag einen Baum retten
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Date
Wed, 02 Jun 2010 17:31:52 +0200
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FEATURE: Jeden Tag einen Baum retten
Klimawandel bedroht laendliche Gemeinschaften in Ruanda
Kigali (Ruanda)/Genf, 2. Juni 2010 (LWI) – Athanase Mugabo zeigt
auf die gesunden Bananen- und Maniokpflanzen auf seinem kleinen
Bauernhof im Distrikt Kirehe in Ostruanda und hofft, dass die
Ernte dieses Jahr besser ausfaellt als in den vergangenen Jahren.
Aber er erinnert sich noch genau an den vollkommen vertrockneten
Mais und die vertrockneten Bohnen der letzten Saison. „Ich konnte
ueberhaupt nichts ernten und das obwohl ich noch einmal
nachgepflanzt hatte“, berichtet Mugabo der Lutherischen
Welt-Information (LWI).
„Es hat einfach nicht genug geregnet. Erst hatten wir
sintflutartige Niederschlaege und dann nach ein paar Wochen gar
keine mehr. Als es wieder anfing zu regnen, waren die Felder alle
vertrocknet“, erklaert Mugabo, der gleichzeitig Pastor der
Lutherischen Kirche Ruandas (LKR) in der Gemeinde Rusomo ist.
Dieser Fall macht in alarmierender Weise deutlich, welche Folgen
der Klimawandel fuer Menschen in ganz Afrika hat. ExpertInnen
warnen bereits seit langem davor, dass sich Duerren und
Hungersnoete in Afrika weiter verschaerfen werden, wenn die
wetterbedingten Unsicherheiten zunehmen.
Viele Bauern und Baeuerinnen insbesondere in Ostruanda erzaehlen
aehnliche Geschichten. Das Phaenomen des Klimawandels fuehrt
dazu, dass die laendliche Bevoelkerung, die mehrheitlich fuer den
eigenen Bedarf produziert, extrem gefaehrdet ist.
Es gibt immer mehr Duerren, Ueberschwemmungen und Erdrutsche,
die die Ernaehrungsunsicherheit verschaerfen und die weitgehend
von der Landwirtschaft abhaengigen Volkswirtschaften schwaechen.
Von 2004 bis 2005 wurde Ruanda von einer entsetzlichen Duerre
heimgesucht, die drei Ernten zerstoerte, sodass das Land auf
Nahrungsmittelhilfen angewiesen war.
Schadrack Bazubafite, Projektkoordinator des Ruanda-Programms
der Abteilung fuer Weltdienst (AWD) des Lutherischen Weltbundes
(LWB), berichtet, dass kleine Fluesse, Quellen, Suempfe,
Feuchtgebiete und Seen - die wichtigsten Quellen fuer die
Wasserversorgung der Haushalte - immer mehr zurueckgehen.
„Man hoert heute oft, das Klima sei sehr viel trockener als noch
vor zehn Jahren. Die Menschen klagen auch, die Jahreszeiten
haetten sich veraendert und sie koennten nicht mehr zuverlaessig
voraussagen, ob es regnen werde oder nicht“, erklaert der
ehemalige AWD-Projektkoordinator.
„Viele Bauern haben noch nicht erkannt, dass es klimatische
Veraenderungen in den Jahreszeiten gibt. Sie bereiten ihre Felder
auf die neue Saat vor, wie sie es immer getan haben, und sind
dann enttaeuscht, wenn die Niederschlaege verspaetet kommen oder
ganz ausbleiben“, erzaehlt Bazubafite. „Das ist fuer die Menschen
sehr entmutigend.“
>Baumpflanzaktion
Die ruandische Regierung hat 2007 ein Aktionsprogramm zur
Anpassung an den Klimawandel (NAPA) veroeffentlicht, in dem sie
Klimaveraenderungen als grosse Herausforderung fuer die meisten
Menschen in Ruanda beschreibt. Entscheidend sei der Einsatz
anpassungsfaehiger Pflanzensorten, heisst es darin. Die meisten
Menschen bauen jedoch Bananen, Mais, Bohnen und Maniok fuer den
Eigenverbrauch an.
Das Aktionsprogramm empfiehlt die Ausarbeitung einer Strategie
fuer integriertes Wassermanagement und die Einrichtung von
Fruehwarnsystemen fuer Veraenderungen im Wettermuster. Darueber
hinaus enthaelt es die Forderung, die weit verbreitete Nutzung
von Feuerholz zum Kochen zu stoppen, da dies den Baumbestand
dezimiere und damit die Bodenerosion beguenstige. Berichten
zufolge hat Ruanda in den letzten zwei Jahrzehnten rund 60
Prozent seiner Waelder verloren.
2002 startete das AWD-Programm eine Kampagne zur Erhaltung und
zum Schutz der Umwelt und foerdert seither die Wiederaufforstung
des Landes, indem es Gemeinwesen Saatgut und Setzlinge zur
Verfuegung stellt und Schulungsprogramme anbietet, die die
Menschen ueber die Vorteile des Umweltschutzes aufklaeren.
Nahezu 164.000 Menschen sind in das agrarforstwirtschaftliche
Programm der AWD in Ostruanda eingebunden. Von 2007 bis 2009
betrieb das Programm 13 Baumschulen in der oestlichen Provinz,
die insgesamt 1,5 Millionen Setzlinge produzierten. Diese wurden
auf 620 Hektar Land ausgepflanzt, 500.000 allein im Jahr 2009.
>Biogas zum Kochen und zur Stromerzeugung
Die ruandische Regierung foerdert die Nutzung alternativer
Energiequellen, wie Biogas, um die Abhaengigkeit der laendlichen
Bevoelkerung von Feuerholz zum Kochen zu beenden. 2009
unterzeichnete das LWB-Programm mit der Regierung einen Vertrag
ueber den Bau von 100 Biogasanlagen.
Ein Bauer braucht zwei Kuehe (aus verbesserter Zucht), um
genuegend Mist fuer den Betrieb der Biogasanlage zur Verfuegung
zu haben. Diese produziert Gas, das zum Kochen und zur
Beleuchtung genutzt werden kann. Die aus der Vergaerung uebrig
gebliebene Biomasse eignet sich hervorragend als biologischer
Duenger.
„Seit wir eine Biogasanlage haben, muss meine Familie nicht mehr
die stundenlangen Wege auf sich nehmen, um auf den Huegeln
Feuerholz zu sammeln“, erzaehlt Gahigi Stanislaus, ein Bauer aus
dem Gebiet Ruyumba in Suedruanda. „Dieses System ist fuer uns
eine grosse Erleichterung. Weil wir Gas benutzen, koennen wir
jetzt sogar ein bisschen sparen“, erklaert er. Ausserdem sei es
schwierig geworden, ueberhaupt noch Feuerholz zu finden.
Viele Bauern/Baeuerinnen koennen sich die Installation einer
Biogasanlage allerdings nicht leisten. Die Kosten allein fuer die
Anlage belaufen sich auf rund 800.000 Ruanda-Francs (USD 1.400).
Ausserdem muessen Kuehe aus verbesserter Zucht angeschafft
werden. Die Regierung arbeitet derzeit an der Entwicklung
kleinerer Anlagen, die fuer die Menschen erschwinglicher sein
sollen.
>Energiesparende Oefen
2000 fuehrte das Ruanda-Programm der AWD in seinen
Projektgebieten energiesparende Oefen – sogenannte Ronderezas–
ein, die nach Meinung der laendlichen Bevoelkerung eine
einfachere und effektivere Massnahme zur Reduzierung des
Brennholzverbrauchs darstellen.
Die Oefen waren fuer viele Familien ein ungeheurer Fortschritt.
Sie hatten bisher auf den traditionellen Drei-Steine-Herden
gekocht, die nicht nur grosse Mengen an Feuerholz verbrauchen,
sondern auch sehr viel Rauch produzieren, der insbesondere fuer
Frauen und Kinder gesundheitsschaedlich ist. Das Ergebnis war,
dass die Regierung eine Direktive an alle laendlichen Gemeinwesen
erlassen hat, diese energiesparenden Oefen einzusetzen.
„Als die Frauen anfingen, den neuen Ofen zu benutzen, merkten
sie, dass er genug Platz fuer zwei oder drei Toepfe bietet. Sie
stellten auch fest, dass das Kochen schneller und leichter geht
und dass der Ofen viel weniger Feuerholz verbraucht“, erzaehlt
Mary Nkerenke, eine 42-jaehrige Baeuerin aus der Gegend von
Rukira in Ostruanda.
Wie Tausende andere Menschen in Ruanda hat Nkerenke erkannt,
dass sie durch den geringen Holzverbrauch „jeden Tag einen Baum
rettet“ und so dazu beitraegt, den Planeten Erde zu schuetzen.
Das AWD-Programm in Ruanda begann als Nothilfeoperation nach dem
Voelkermord im Jahr 1994 und entwickelte sich langsam zu einem
Programm humanitaerer Entwicklungsarbeit. Das Programm wird seine
Aktivitaeten in Ruanda im Juni 2010 beenden, um sich staerker auf
die Beduerfnisse der benachbarten Demokratischen Republik Kongo
konzentrieren zu koennen. AWD-Direktor Pfr. Eberhard Hitzler
dankte ausdruecklich den vielen GeberInnen fuer ihre
Unterstuetzung, der ruandischen Regierung fuer die Zusammenarbeit
und der Bevoelkerung vor Ort fuer ihre aktive Beteiligung. „Der
Uebergang von Nothilfe zu Entwicklung ist erfolgreich gelungen
und die Menschen vor Ort sind willens und in der Lage, viele der
Initiativen, die zusammen mit dem LWB begonnen wurden,
weiterzufuehren“, fuegte er hinzu. (1047 Woerter)
Fredrick Nzwili LWI-Korrespondent in Nairobi (Kenia) schrieb
diesen Artikel im Maerz 2010.
Dieser Artikel gehoert zu einer Feature-Serie, die sich mit dem
Thema der Elften Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes -
“Unser taegliches Brot gib uns heute” - beschaeftigt. Die
Vollversammlung findet vom 20. bis 27. Juli 2010 in Stuttgart
(Deutschland) statt.
Weitere Informationen zur weltweiten Arbeit der LWB-Abteilung
fuer Weltdienst finden Sie auf der LWB-Webseite
unter:www.lutheranworld.org
>* * *
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 140 Mitgliedskirchen, denen rund
70 Millionen ChristInnen in 79 Laendern weltweit angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB)
herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht
besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB
oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit “LWI”
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.
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